Rückblick zur Leseshow

In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Stuttgart

Das Event

40 Jahre Nasenmalerei

1980 griff in Ostwestfalen ein junger Schreiner zum billigen Filzstift und kritzelte hemmungslos unverschämt lustige Comics, die erst in der Schwulenszene zum Geheimtipp wurden und dann auch bei den Heteros durch die Decke gingen. Vier Jahrzehnte später liest Ralf König zum Jubiläum aus seinen frühen Kult-Klassikern. Dass diese Leseshow weniger politisch korrekt daherkommt, als vielmehr hochkomisch, wird nach den Zensurversuchen Mitte der 90er vermutlich auch das Bayerische Landesjugendamt bestätigen.

Der Rückblick

„Nenn mich alter weißer Mann“, sagt Ralf König gerne, wenn es um aktuelle Kontroversen in der Comic-Szene geht, für die er wenig Verständnis hat, wenn sie an Schärfe zunehmen und kein Dialog mehr möglich ist. Aber in seiner Leseshow zeigte er den jungen König – mit wallendem Haar, im Fummel bei einer seiner ersten Preisverleihungen, oder als knackiger Tischlergeselle im Westfälischen. Aber vor allem den jungen König mit seinem Frühwerk: „SchwulComix“, die der Zeichner selbst lange Zeit nicht mehr sehen mochte, die dann aber gesammelt noch einmal veröffentlicht wurden. Mit Witzen, die heute eigentlich gar nicht mehr gehen, und die er heute auch so nicht mehr zeichnen würde. Aber mit Einordnung in die jeweilige Zeit, die Szene und die Umstände funktionieren sie. Ralf König zeigte einen künstlerischen Werdegang von den SchwulComix über verfilmte Werke wie „Kondom des Grauens“ oder „Der bewegte Mann“ über die Comics, die sich mit religiösen Themen auseinandersetzen bis hin zu alternden und damit hadernden Schwulen und deren Hunde.

Gewöhnungsbedürftig sicher das stark reduzierte Publikum, obwohl der Saal in Rekordzeit ausverkauft war! Normalerweise hätten nur wesentlich mehr Besucherinnen und Besucher in den Saal gepasst. Das Publikum kam aber in stundenlanger Leseshow ziemlich in Stimmung – trotz pandemiebedingt lichter Reihen in einem Saal, der bei Ralf König normalerweise in kurzer Zeit sehr voll wäre. Gewöhnungsbedürftig auch das Signieren hinter Plexiglas, mit kurzer Schlange bemundschutzter Leser, die sonst auch schon einmal bis Mitternacht dicht an dicht anstanden.